Texte, die niemand lesen will!
Texte, mit denen du NIEMANDEN überzeugst
In unserer Sprache – egal ob gesprochen oder geschrieben – kommen immer wieder Wörter vor, die (fast) alle verwenden, obwohl sie nicht wirklich hilfreich sind!
Der Initiator der Aktion „Unwort des Jahres“ Prof. Dr. Horst Dieter Schlosser stellte bereits 1991 fest, dass wir alle mehr oder weniger Begriffe verwenden, die pauschalisieren, irreführend sind oder sogar Gruppen diskriminieren. Er wollte mit dieser Aktion den kritischen Umgang mit Wörtern und Formulierungen in der deutschen Sprache fördern und die Gesellschaft für einen bewussteren Umgang damit sensibilisieren.
Hier einige bekannte Unwörter des Jahres:
Gutmensch (2015)
Lügenpresse (2014)
Herdprämie (2007)
Rentnerschwemme (1996)
Doch wenn man mal den negativen Beigeschmack zur Seite lässt, kann man bei diesen Formulierungen durchaus beobachten, dass es sich um emotionale und kreative Wortschöpfungen handelt, die rasend schnell in den alltäglichen Sprachgebrauch aufgenommen wurden und Menschen mitrissen. Was du daraus lernen und wie du die Magie der Sprache für dein Marketing nutzen kannst, verrate ich dir in diesem Artikel!
„Unwörter“ in Texten / im Marketing
Beim Texten gibt es Wörter und Formulierungen, die du lieber vermeiden solltest, selbst wenn die Bedeutung an sich positiv ist.
Ich habe hier einmal zwei Bespiele, die ich auf einer Webseite gefunden habe. Es geht um die Vorstellung zweier Speaker, die auf einem großen Event auftreten sollen:
Text Vorstellung Nr. 1:
„In seinem Unternehmen xxx ist er als Geschäftsführer und Wachstumsstratege tätig und somit an der grundlegenden Planung von Projekten, der Selektion einer passenden und zielführenden Strategie und zum Teil auch an der aktiven Umsetzung beteiligt, um ein Höchstmaß an Qualität und Effizienz für den Kunden sicherzustellen.
Als verlässlicher Partner hat er sich durch Professionalität, Kontinuität und exklusive Kundenkontakte im Online-Bereich bewiesen. XY ist zudem Berater für Unternehmer und Verkäufer aus diversen Branchen und unterstützt sie bei der strategischen Planung und Ausrichtung des Marketings im Online-Bereich.“
Text Vorstellung Nr. 2:
„Wenn beim Öffnen des Briefkastens Emotionen entstehen, die Tagespost den Empfänger ansaugt und nicht mehr loslässt – Wenn der Briefträger also eine hoch wirkungsvolle Dosis Klartext bringt, die beim Leser sofort eine Handlung auslöst, dann steckt meist eine plakative Botschaft dahinter, die auf dem Schreibtisch von XY entstanden ist. Als Mailingfabrikant weiß er aus eigener Erfahrung, wie sich technikverliebte Mittelständler fühlen, die gern produzieren, aber stiefmütterlich
vermarkten. Er denkt kreativ, jedoch anders als Agenturen, die gern vermarkten, jedoch nie produziert haben. Aus diesen beiden Sichtweisen entwickelt XY mit seinem Team responsestarke Mailingideen, die unkonventionell rocken und Unternehmen dabei unterstützen, die eigenen Produkte über papierbasierte Werbung erfolgreich im Markt zu platzieren.“
Jetzt mal ehrlich:
- Wen möchtest du auf der Bühne sehen?
- Wem nimmst du die Kompetenz eher ab?
- Wer versteht sein Handwerk und überzeugt?
- Bei wem kaufst du
Ich lehne mich mal etwas aus dem Fenster und tippe auf Speaker 2. Aber woran liegt das?
Text 1: Austauschbare, theoretische und langweilige Begriffe
Eine Beschreibung wie von Typ 1 hast du sicher schon hundertfach gelesen … und gleich wieder vergessen. Viele Menschen möchten seriös wirken und nutzen dafür hochtrabende, aber antiquierte und eigentlich nichtssagende Formulierungen über sich und ihre Arbeit.
Aber: Kunden kaufen keine Titel oder Erfahrungen, sondern den Nutzen für sich selbst und das nur, wenn alles „stimmt“.
Wörter bzw. Formulierungen wie
- Geschäftsführer
- Höchstmaß an Qualität
- Effizienz für den Kunden
- exklusive Geschäftskontakte
- Planung / Konzept / Strategie
- verlässlicher Partner
sind zwar positiv, aber nichtssagend! Sie sagen nichts über die Leistung, die Lösung oder die wirkliche Person dahinter aus.
Sind wir nicht ALLE verlässlich, bieten ein Höchstmaß an Qualität und sind professionell? Und wie viele, die das jetzt lesen, zählen zu ihren Kunden „Unternehmen aus diversen Branchen“?
Was will uns eine Person sagen, die von Effizienz, Planung von Projekten und von einer passenden Strategie spricht? Welche Lösungen bietet diese Person eigentlich?
Nur zwei Mal wird das Wort Online und einmal Marketing erwähnt – wir erahnen eigentlich mehr, womit dieser Speaker sein Geld verdient. Was ihn aber von der wirklich riesigen Konkurrenz unterscheidet, wissen wir nicht. Und ist er für unser Problem der besten Ansprechpartner? Also für mich nicht :-)!
Tipp: Es geht nicht darum, dass du Wörter wie „Erfolg, Wachstum, Gesundheit, Liebe“ komplett verbannst. Aber setze sie in einen sinnvollen und vor allem erklärenden Kontext! Einfaches Aneinanderreihen positiver Wörter bringen dir keinen Vorteil!
Text 2: Bildlich, emotional, aktiv, praxisnah, Lösungen, anders, zielgruppenorientiert
Speaker 2 hingegen punktet mit einem mitreißenden Text, in dem ganz klar der Kundennutzen im Vordergrund steht.
Wörter bzw. Formulierungen wie
- Ansaugen, öffnen (aktiv)
- Briefkasten, Postbote, Schreibtisch (Bilder: Büro / Mailings)
- aus eigener Erfahrung (praxisnah)
- technikverliebte Mittelständler, die… (Zielgruppe)
- responsestark (Lösung)
- unkonventionell rocken (anders / cool)
erzeugen direkt Bilder im Kopf – und die Emotionen machen vor allem neugierig!
Hättest du nicht auch Lust, mehr über ihn zu erfahren? Sicher ist er ein cooler Typ, der den einen oder anderen praktischen Tipp für dich auf Lager hat.
Mitreißende Texte – Meine drei Tipps
Ich weiß, … meckern kann jeder. Daher habe ich noch drei Tipps für bessere Texte.
Tipp 1: Schreib nicht ab – sei du!
Immer wieder erlebe ich in Gesprächen, dass es meinen Kundinnen unheimlich schwerfällt, Texte über sich und ihre Leistungen zu schreiben. Das mag durch grausige Erinnerungen an Aufsätze im Deutsch-Unterricht entstanden sein. Doch deine Texte sind nicht für Lehrer, sondern für deine Kunden. Imitiere nicht den Stil anderer oder schreibe besonders „schön“. Sei einfach du – und bleibe beim Schreiben nahe an deinem gewohnten Erzählstil. Wenn du für dein Business brennst und wirklich weißt, wie du helfen kannst, brauchst du dich nicht hinter großen „Füllwörtern“ verstecken. Nenn DEINE Lösung für DEINE Kunden!
Tipp 2: Kreiere Bilder in den Köpfen deiner Leser
Egal ob Verkaufstexte, Homepages, Flyer, Bücher, Freebies, Angebotsschreiben oder Vorstellungstexte – deine Worte und Formulierungen sind das Aushängeschild deines Business. Sie sind eine Art Schaufenster, dass entweder dunkel und langweilig ist oder zum Verweilen und Einkaufen einlädt. Weil es schön beleuchtet ist und die Produkte ansprechend und zum Thema oder zur Jahreszeit entsprechend dekoriert sind. (Na, siehst du dich gerade vor so einem (weihnachtlichen) Schaufenster stehen? Siehst du, das mit den Bildern funktioniert :-)
Tipp 3: Nutze Adjektive und den Präsenz in deinen Texten
Um besonders bildhaft und emotional zu schreiben, nutze Adjektive. Die sogenannten Wie-Wörter bekräftigen deine Aussagen und verleihen deinen Zeilen mehr Lebendigkeit. Darüber hinaus solltest du eher im Präsenz (der Gegenwart) als dem Präteritum (der Vergangenheit) schreiben. Ein Beispiel:
1: Trak rannte durch den nassen Wald.
2: Der kleine Kobold Trak flitzt geschickt über den feuchten Waldboden.
Merkst du den Unterschied?
Fazit: Speaker 1 bekommt von mir den Stempel „ZU LANGWEILIG!“. Wenn deine Texte derzeit noch ähnlich klingen, solltest du sie dringend (!) überarbeiten.
Druck dir die Texte aus und markiere alle langweiligen und nichtssagenden Wörter. Finde passende Alternativen – vielleicht sogar welche, die mit deiner Branche zu tun haben (da wird aus Modul 1 eine Vorspeise, aus Konzept ein Rezept oder ein Trainingsplan).
Streiche austauschbare Begriffe oder sogar ganze Sätze, wenn sie nahezu von jedem deiner Konkurrenten kommen könnten!
Denn ganz ehrlich: Mit „Langweilig“ lockst du niemanden hinter dem Ofen vor. Wenn du auffallen und deine Kunden begeistern willst, musst du EMOTIONAL überzeugen! Denn Geschäfte werden IMMER zwischen MENSCHEN gemacht und wir ticken nun einmal emotional. Auch wenn wir das gar nicht wollen und es uns nicht immer bewusst ist! Langweilig war gestern – WOW ist heute!
Und noch ein letzter kleiner, aber wichtiger Tipp zum Thema WOW:
Übertreibe es nicht in deinen Texten!
Benutze keine super-duper-extra-mega-Formulierungen. Du bist toll und auf jeden Fall einzigartig, aber ist dein Produkt das Beste auf der Welt oder etwas, ohne das niemand leben kann? Eins, das „über Nacht“ reich, schlank oder unwiderstehlich macht? Wahrscheinlich nicht. Dann schreib es auch nicht. Bleib realistisch und überzeuge damit.
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